Friedliche Protestaktion gegen Asylpolitik der Staatsregierung zu Füßen der Bavaria – An der Sternfahrt nach München nehmen über 1000 ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer aus ganz Oberbayern teil – Warten auf einen Termin bei Innenminister Joachim Hermann (CSU)
München – Mit einem „Gruppenbild mit Dame“ zu Füßen der Bavaria auf der Theresienwiese in München haben am vergangenen Wochenende (4. März) mehr als 1000 ehrenamtliche Flüchtlingshelfer aus ganz Oberbayern gegen die Asylpolitik der bayerischen Staatsregierung protestiert. Das Foto sei ein Beleg dafür, dass „wir sehr viele sind – auch wenn wir nicht so oft auf die Straße“ Pfarrer Jost Herrmann. Herrmann ist auch Asyl-Koordinator im Landkreis Weilheim-Schongau. An der Sternfahrt zu dem „Gruppenbild mit Dame“ beteiligte sich auch der Helferkreis Mainaustraße vom Westkreuz in München.
Mit ihrer friedlichen Protestaktion an der Bavaria reagierten die Flüchtlingshelfer auf eine Terminabsage von Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Ihm wollte das Netzwerk der Flüchtlingshelfer eine Resolution überreichen, die auf dem 3. Oberbayerischen Asylgipfel Ende Januar in der Tutzinger Christuskirche verabschiedet worden war. Darin wenden sich die ehrenamtlichen Helfer gegen ein Arbeitsverbot für Flüchtlinge und gegen die Abschiebung von Asylbewerbern nach Afghanistan.
Bei dem Termin mit dem Innnenminister sollte auch zur Sprache gebracht werden, welche Folgen die Arbeitsverbote und Sammelabschiebungen nach Afghanistan in den Flüchtlingsunterkünften haben. Es gebe viel Angst, Depressionen und Frust, die Helfer seien mit Problemen und Fragen konfrontiert, die sie nicht beantworten und lösen könnten. Angesichts dieser Situation erwarteten die ehrenamtlichen Helfer von der Staatsregierung mehr Respekt und Dialogbereitschaft, sagte Pfarrer Jost Herrmann. Und weiter: „Auch uns ist klar, dass nicht jeder Flüchtling bleiben kann.“ Die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer seien aber „keine linken Spinner“, unter den Helfern befänden sich vielmehr auch „Unternehmer, Lehrer, viele kluge Köpfe – die Regierung wäre dumm, wenn sie dieses Potenzial nicht nutzen würde“.
Bei der Protestaktion an der Bavaria, der Schutzpatronin und symbolischen Mutter des Freistaates, war ein Meer von Plakaten zu sehen. Darauf wurde gefordert, „Kein Arbeitsverbot für Asylbewerber“ und „Keine Abschiebung nach Afghanistan“. Auf anderen Plakaten war zu lesen, „Mit Seehofer und Co gehen ‚C‘ und ‚S‘ k.o.“, „Schämt euch, Seehofer und Co“ oder „Bleibequote macht Seelischtote“.
Nach Angaben von Bernhard Rieger gebe es inzwischen eine Gesprächszusage aus dem bayerischen Innenministerium mit Staatssektretär Gerhard Eck. Rieger ist ehrenamtliche Flüchtlingshelfer in Germering und einer der Mitorganisatoren des Gruppenfotos unter der Bavaria. Rieger betonte aber, das Flüchtlingsnetzwerk wolle sich mit diesem Termin nicht abspeisen lassen. Man dränge weiter auf eine Unterredung mit Innenminister Joachim Herrmann. Dabei will ihm das Flüchtlingsnetzwerk auch persönlich das „Gruppenbild mit Dame“ überreichen zum Beweis dafür, wie breit der Unmut über die Asylpolitik Bayerns sei.
Christian Schneider