Zungenbrecher sind „zwölf“ oder „spät“

Flüchtlinge an der Mainaustraße lernen von Ehrenamtlichen in St. Lukas Deutsch

 

Wenn Sprache der Schlüssel zur Integration ist, dann ist das Gemeindezentrum der Katholischen Pfarrei St. Lukas an der Aubinger Straße neuerdings so etwas wie die Einlasspforte nach Deutschland. Denn seit kurzem lernen hier knapp 70 Flüchtlinge aus der Gemeinschaftsunterkunft (GU) an der Mainaustraße die deutsche Sprache, mit deren Hilfe sie in ihrer neuen Heimat Fuß fassen wollen. An den Deutschkursen, die unter dem Dach von St. Lukas durchgeführt werden, besteht nach Aussagen des ehrenamtlichen Helferkreises der GU Mainaustraße „übergroßes Interesse“.

Weil es in der GU an der Mainaustraße keine geeigneten Räumlichkeiten gibt, war die Pfarrgemeinde St. Lukas schnell bereit, für die Sprachkurse der Flüchtlinge einen Raum im Gemeindezentrum unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Beim Helferkreis ist man für diese Form von Nachbarschaftshilfe sehr dankbar.

An den Deutschkursen in St. Lukas nehmen derzeit rund 70 Schüler aus der GU an der Mainaustraße teil. Der Unterricht wird  von 14 ehrenamtlichen Sprachlehrern des Helferkreises erteilt. Die Kurse finden täglich sowohl vormittags als auch nachmittags statt, jeder Kurs ist mit etwa zehn Schülern besetzt. Bei den Schülern handelt es sich um Erwachsene aus  Afghanistan, Mali, Eritrea, Irak, Nigeria  und dem Senegal. Entsprechend schwierig gestaltet sich der Unterricht. Doch die Schüler, so betont die Koordinatorin des Helferkreises für die Sprachkurse, Wiltrud Richter, seien allesamt „sehr wissbegierig“.

So lernen die Flüchtlinge in kleinen Schritten die deutsche Sprache – wie man sich richtig begrüßt, natürlich die Zahlen, Wochentage und Monate, und Grundbegriffe des täglichen Lebens wie Stuhl, Tisch, danke und bitte, trinken und essen. Später dann geht es um Kleidung und Jahreszeiten, um Redewendungen beim Einkaufen oder bei der Benutzung von Bus und Tram. Grundlage der Kurse ist ein Übungsbuch der Flüchtlingshilfe München e.V., das es in Arabisch, Englisch, Französisch und Farsi gibt.

Jetzt, in den ersten Tagen der Sprachkurse, üben die Schüler immer wieder den Satz, „Entschuldigung, wie spät ist es?“, oder „Wie heißen Sie?“. Das Wort „zwölf“ erweist sich als Zungenbrecher, aber auch der Umlaut „ä“ im Wörtchen spät. Aber zum Schluss des jeweils knapp dreistündigen Kurses kommen die neuen Wörter und Sätze dann doch schon recht locker über die Lippen.  „Die haben alle einen starken Lernwillen“, sagt die Koordinatorin Wiltrud Richter.

Neben den Sprachkursen in St. Lukas bietet der Helferkreis in der GU Mainaustraße inzwischen ein großes Spektrum an Hilfen an. Die Betreuung der Familien und der Kinder nimmt einen breiten Raum ein, hinzu kommt die Begleitung bei Behördengängen, Ausflugsangbote in den Nymphenburger Park oder in den Zoo, Theaterbesuche für Kinder,

Tanz- und Bewegungsspiele für Mütter und Kinder, Vermittlung zu IT-Kursen, Sportangebote in Zusammenarbeit mit dem ESV Neuaubing, bedarfsgerechtes Sammeln und Verteilen von Kleidung, Stadtteilspaziergänge und Fahrradtraining.

Knapp fünf Monate nach seiner Gründung im Oktober vorigen Jahres sind im Flüchtlings-Helferkreis der GU Mainaustraße jetzt rund 80 Ehrenamtliche engagiert.  Im Augenblick werden dringend noch weitere Helfer für Hausaufgabenbetreuung gesucht. Wer sich in diesem Bereich ein bis zwei Stunden pro Woche einbringen will, ist im Helferkreis herzlich willkommen. Weitere Informationen dazu unter mitmachen@helferkreis-mainaustrasse.de.

Die Arbeit des Helferkreises der GU Mainaustraße zieht mittlerweile Kreise. So hat das Karls-Gymnasiums in Pasing angefragt, ob 22 Schüler im Rahmen eines Schulseminars über Entwicklungshilfe vorübergehend im Helferkreis in der GU an der Mainaustraße mitarbeiten können.

Unterdessen wird in der GU an der Mainaustraße mit Hochdruck an einem festen, zweistöckigen Haus für die Flüchtlinge gebaut. Der langgestreckte Bau soll die zeltartige Notunterkunft ersetzen, in der derzeit rund 200 Menschen aus sechs Nationen untergebracht sind. Nach jüngsten Angaben des Sozialreferats der Landeshauptstadt München sollen die Flüchtlinge voraussichtlich Ende Juni dieses Jahres in den Neubau umziehen.

Wer die Arbeit des Helferkreises finanziell unterstützen will, kann eine Spende mit dem ausdrücklichen Verwendungszweck „Flüchtlingshilfe Mainaustraße“ auf folgendes Konto einzahlen: Kath. Kirchenstiftung St. Lukas, IBAN: DE12750903000002144093, BIC:GENODEF1MO5.

mkr/cs